„Für die Mühle war es fünf vor zwölf“

Anna Graalfs vom „Anzeiger für Harlingerland“ hat unsere Mühle besucht. Lesen Sie hier ihren Bericht, wecher am 31.12.2014 im „Harlinger“ erschienen ist:

RESTAURATION Schweindorfer Mühlenverein gründete sich 1992 und startete Wiederaufbau in Eigenleistung

Mühlenverein hat ein eher ruhiges Jahr hinter sich. Für 2015 sind ein paar Arbeiten an der Mühle geplant.

VON ANNA GRAALFS

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Foto: Anna Graalfs

SCHWEINDORF – In der Samtgemeinde Holtriem gab es früher einmal acht Windmühlen – eine in jeder der acht Gemeinden. Heute gibt es nur noch zwei funktionstüchtige: die Mühle Nenndorf in Westerholt und die Mühle Klaashen in Schweindorf. Die anderen sechs werden entweder anderweitig genutzt oder sind heute Ruinen.

Letzteres wäre beinahe auch der Klaashen-Mühle, die vor 107 Jahren erbaut wurde, widerfahren. Doch dank der Gründung eines Mühlenvereins am 18. Juni 1992 konnte mit einer Restaurierung des in die Jahre gekommenen Galerieholländers begonnen werden. „Es war fünf vor zwölf“, erinnert sich Holger Rathmann, Vorsitzender des Mühlenvereins Schweindorf. Die Mühle sah damals schon ziemlich heruntergekommen aus, habe Löcher gehabt und sei stark reparaturbedürftig gewesen. Hätte sich also die kleine Schar von Mühlenfreunden in Schweindorf nicht zusammengetan und sich der Mühle angenommen, wäre sie heute womöglich längst verfallen, nimmt Holger Rathmann an. Viele derjenigen, die rund um die Mühle in den Wohngebieten leben, haben sich dem Mühlenverein angeschlossen, so Rathmann. Ihnen liege die Mühle am Herzen.

Viel selbst restauriert

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Foto: Anna Graalfs

„Wir haben die Mühle wieder so aufgebaut, wie sie einmal gewesen ist“, erzählt der Mühlenfreund weiter. Und um das zu erreichen, arbeiteten die Vereinsmitglieder in den Jahren nach der Vereinsgründung unermüdlich mit viel Hingabe und Leidenschaft an der Restaurierung der Mühle. „Wir haben viel in Eigenleistung gemacht“, so der Vereinsvorsitzende, der von Anfang an dabei war. „Man hat auch gleich ein ganz anderes Verhältnis zu der Mühle, wenn man so viel selber macht, als wenn man alles gemacht bekommt.“

Zehn Jahre hat die Restaurierung gedauert, und auch wenn der Galerieholländer anscheinend fertig saniert ist, braucht er weiterhin gute Pflege. „So eine Mühle muss fachgerecht gepflegt und gewartet werden“, weiß Rathmann, deswegen bedürfe es auch weiterhin der ehrenamtlichen Arbeit aller Vereinsmitglieder, um den Erhalt der Mühle zu gewährleisten.

Zur Gründung des Mühlenvereins haben sogar vier der inzwischen 200 Mitglieder einen Müller-Kurs in Aurich besucht. „Das sind freiwillige Müller, denn den Beruf Müller an sich gibt es ja heute nicht mehr“, erklärt Holger Rathmann. Er selbst wohnt nicht weit von der Mühle und hat so immer ein Auge auf sie.

Alles in Handarbeit

Die Mühle Klaashen in Schweindorf gehört zu einem Teil dem Mühlenverein. Zum zehnjährigen Vereinsbestehen schenkte die Teilinhaberin Giesela Becker dem Verein ihren Teil der Mühle. In der Mühle Klaashen gibt es auch einige Ausstellungstücke. Ganz unten, im Eingangsbereich, steht unter anderem eine Schrotmühle. Diese wird oftmals als Anschauungsobjekt genutzt, wenn Besuchergruppen kommen. „Die Mühle ist zwar voll funktionstüchtig, aber wir mahlen nur zu besonderen Anlässen“, erklärt Holger Rathmann. Es sei ein großer Aufwand alles in Gang zu setzten. Zudem werde in der Mühle noch alles in Handarbeit gemacht. Auch der Steert wird noch per Hand in den Wind gedreht, daher müsse man auch immer darauf achten, wann sich der Wind dreht. „Früher klopften sich die Bauern noch auf die Hose und guckten in welche Richtung der Staub wegwehte“, erzählt Rathmann, das müsse man heute natürlich nicht mehr.

Über eine schmale, steile Holztreppe geht es eine Etage höher auf den Mehlboden. Wagt man sich noch eine Etage weiter, kann man den Mahlgang beobachten und nach draußen auf die Galerie gehen und einen Rundum- Ausblick über Schweindorf genießen. Zwei weitere Holzleitern führen weiter in die Spitze der Mühle. Dort lässt sich erahnen, wie sich der Mahlgang durch die sich im Wind drehenden Flügel in Bewegung setzt.

Zur Mühle Klaashen gehört auch ein Müllerhaus, das schräg gegenüber der Mühle steht. Diesem Gebäude droht allerdings der Verfall, da sich die Eigentümer nicht um das Haus kümmern. Das Mauerwerk ist kaputt, die Fenster sind durchlöchert und im Haus selbst besteht Einsturzgefahr. Aus diesem Grund hat der Mühlenverein das Müllerhaus 2012 geräumt. „Anfangs haben wir dort noch Sitzungen und Feste abgehalten“, so Rathmann, dies sei unter den jetzigen Umständen aber nicht mehr möglich. „Als wir mit der Restaurierung der Mühle anfingen, hätte man sich auch das Müllerhaus vornehmen müssen. Jetzt wird es nach und nach verfallen.“ Aus diesem Grund hat der Verein vor vier Jahren direkt neben der Mühle ein neues Packhaus gebaut. Einmal jährlich treffen sich die Vereinsmitglieder dort zur Jahreshauptversammlung. Das Packhaus wird auch für anstehende Feste genutzt, da es über Sanitäranlagen und eine Küche verfügt.

Rück- und Ausblick

2014 war für die Klaashen- Mühle in Schweindorf ein weitestgehend ruhiges Jahr. Außer dem deutschen Mühlentag am zweiten Pfingsttag und dem Mühlenfest am zweiten Augustwochenende gab es in diesem Jahr keine größeren Veranstaltungen oder Arbeiten an der Mühle. Auch im folgenden Jahr wird der Mühlenverein wieder zum Mühlentag und zum Mühlenfest einladen. Zudem soll 2015 der Belag auf der Galerie erneuert werden, das Holz am Steert sowie auch das Geländer entlang der Galerie sollen gestrichen werden und einige kleinere Reparaturarbeiten stehen auch noch an.

Die Mühle hat keine festen Öffnungszeiten. Wer sie besichtigen möchte, kann sich telefonisch bei Holger Rathmann melden. Auch Gruppen können sich zu Besichtigungen anmelden.

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